Der Kuleschow-Effekt
Filmtheoretischer Beitrag von Hanspeter Giger
am Clubabend vom 3.Januar 2012
Kuleschow |
Er führte als erster filmische Experimente zur Montage durch. 1928 stellte er die These auf, es sei nicht so wichtig, wie die Einstellungen aufgenommen, sondern wie sie geschnitten wurden.
Es waren zwei Grundannahmen, die ihn zu seinen Experimenten veranlassten:
1. Der Darsteller ist kein Schauspieler, sondern ein Filmmodell, das durch Training von Motorik und Emotion als rein technisches Werk funktioniert.
2. Das Wesen des Films liegt in der Verkettung der gefilmten Einstellungen, nicht innerhalb der einzelnen Einstellungen.
Nach der "Legende", - vom Originalexperiment ist nichts erhalten -, kombinierte Kuleschow z.B. drei unterschiedliche Einstellungen:
ein Teller Suppe,ein Sarg mit der Leiche eines kleinen Mädchens, eine leicht bekleidete Frau auf einem Diwan je zusammen mit dem ausdruckslosen Gesicht des Schauspielers Iwan Mosjuchin.
Das Publikum war von der schauspielerischen Leistung Mosjuchins hingerissen. Man wies auf die tiefe Nachdenklichkeit seiner Stimmung über der vergessenen Suppe hin, man war gerührt und bewegt über die Trauer seines Antlitzes angesichts des toten Kindes und bewunderte das lustvolle Lächeln, mit dem er die lasziv daliegende Dame betrachtete.
Diese kombinierten Einstellungen ließen die Zuschauer völlig unterschiedliche Ausdrücke im Gesicht des Darstellers erkennen – obwohl es sich dabei immer um die gleiche Aufnahme handelte.
Dies wird auch als Kuleschow-Effekt bezeichnet.
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... und noch dies:
Netter Opa oder Lustmolch?
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